Betreff
Wohnbaulandentwicklung:
Bürgerrückmeldungen nach Vorstellung der möglichen Standorte, Teil III
Vorlage
7987/2 öff
Art
Informationsvorlage
Referenzvorlage
Untergeordnete Vorlage(n)

Im Rahmen der Gemeinderatsitzung am Donnerstag, 19. Oktober 2017 wurde die
Bürgerschaft aufgerufen, sich an der Diskussion über mögliche Wohnbaulandentwicklungsflächen zu beteiligen. In den Vorlagen 7987 zum GR am 16.11.2017 und 7987/1 zum GR am 14.12.2017 wurden die bei der Gemeindeverwaltung eingegangenen Rückmeldungen abgebildet. In Ergänzung dazu folgen hier weitere Stellungnahmen:

 

 

26. Rückmeldung per Post vom 12.12.2017

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

ein Bauzwang für neue Baugebiete ist notwendig. Mein Vorschlag ist ,,vor Buchhalden" da dort eine Umlegung schnell und kostengünstig durchgeführt werden kann.

 

Weitere Vorteile:

Die Verbindung Buchhalde zum Ort wird optisch aufgewertet.

Gute und schnelle Verbindung zum Schul- und Sportzentrum.

Die Fläche sollte vergrößert werden dadurch können die Umlegungskosten pro m² gesenkt werden.

 


 

27. Mail vom 17.12.2017

 

Sehr geehrte Damen und Herren vom Gemeinderat,

sehr geehrter Herr Bürgermeister Hillert,

sehr geehrte Damen und Herren der Gemeindeverwaltung,

 

in der Presse habe ich die Debatte um das "richtige" zukünftige Bauland in Dettingen verfolgt. Jetzt möchte ich vor dem Ortstermin im Feb. auch meine Gedanken, Ideen noch einbringen.

 

Wir brauchen ein "Leuchtturm-Projekt".

Dettingen ist eine Einpendlergemeinde mit vielen Arbeitsplätzen im Gewerbe und in der Industrie. Wir sind ein wirtschaftsstarker Ort/Standort. Wir sind schon lange nicht mehr das idyllische Dorf.

 

Deshalb ist mein Vorschlag im Gebiet "Oberer Wolfgarten II" das höchste Wohngebäude von Baden-Württemberg mit 40-50 Etagen ca. 45.000 qm Wohn-/Nutzfläche zu errichten und sonst keine weitere Bebauung in diesem Gebiet.

 

Vorteil von diesem "Lebenshaus"

- minimaler Natur-/Landschaftsverbrauch (es bleibt mehr als die Hälfte der Naturfläche erhalten)

- mind. das 4-fache an Wohn-/Nutzfläche gegenüber einer "herkömmlichen 1/2-Fam. Haus-Bebauung"

- Verkehrsanbindung über die Verbindungsstraße Buchhalde/Hülben im Bereich vom Reisigplatz, somit keine zusätzliche Verkehrsbelästigung innerhalb bestehender Wohngebiete

- keine dahinterliegende Bebauung und somit keine Verbauung der Aussicht oder Verschattung

 

Es müsste ein besonderes Gebäude werden - eben passend für Dettingen der "Besondere Ort im Ermstal"

 

Beschreibung einer möglichen Nutzung von oben nach unten

- Aussichtsplattform

- Kaffee mit Aussichtsterrasse

- 5-10 Etagen Luxus-Eigentumswohnungen

- 15-20 Etagen Mietwohnungen mit den unterschiedlichsten Wohnformen (WG, Wohnen auf Zeit, ...)

- Betreutes Wohnen, Wohnen im Alter, ....

- Pflegestation

- Gewerbe des täglichen Bedarfs ( Metzger, Bäcker, Frisör, Bistro, Kaffee, ... bzw. Gewerbe in Verbindung mit der Gebäudenutzung (Pflege-, Sicherheitsdienst, ......)

- Tiefgarage

 

 

- Energieversorgung

- Erdwärme

- Sonnenenergie (Energie-Fassade, ...)

- evtl. erf. Restenergie Pellets, Gas, .....

- Windrad auf dem Gebäude mit "Pumpspeicherwerk im Gebäude"

 

Vielleicht gelingt es mit meinen Gedanken eine Diskussion an den "Extrempunkten" zu führen um damit für Dettingen zu einer guten Lösung zu kommen (evtl. Ausschreibung eines Ideenwettbewerbes)

 

"Wer würde von Rottweil sprechen wenn sie nicht ihren Aufzugs-Testturm hätten...."

 

Zu meinen zuvor angeführten "Extremgedanken" schlage ich das Gebiet "vor Buchhalde" als "normale Wohnbebauung" 1/2-Fam.-Häuser für eine zeitnahe Umsetzung/Erschließung vor. Vorteil:

- kein zusätzlicher Verkehr innerhalb bestehender Wohngebiete

- Die "optische Anbindung" von Buchhalde an den Ort wird verstärkt.

 

Ich wünsche ihnen gute, offene, lebhafte sachliche Diskussionen mit dem Ziel hier für unseren Ort zu einer guten richtungs- und zukunftsweisenden Entscheidung zu kommen.

 

 

28. Rückmeldung per Post vom 29.12.2017

 

Sehr geehrter Herr Hillert,

möchte am Jahresende noch meine Gedanken zu obigem Thema zum Ausdruck bringen. Grundsätzlich ist meine Einstellung, das wir unseren Ort nicht weiter ,,zupflastern" sollten, sondern wenigstens noch ein bißchen Natur stehen lassen sollten. Wir müssen es den anderen Kommunen ja nicht gleich tun.

 

Auch wenn dadurch eine gewisse Nachfrageproblematik entsteht, und u.U. Härten für Wohnungssuchende. Wenn wir uns anschauen wie sich die letzten 25 Jahre der Ort gewerblich und wohnungsbaulich erheblich vergrössert hat, stellt sich einfach die Frage: ,,Soll das in diesem schnellen Tempo weitergehen?".

 

lch möchte in einem Ort leben, in dem man das Gefühl hat, hier hat eine gute Waage zwischen Natur und Verbauungen stattgefunden. (das ist aktuell der Fall)

 

Da es aber nicht um die Frage ob, sondern wo umgelegt werden soll geht, favorisiere ich persönlich Gfäll und Gfäll/Kath. Kirche.

 

Argumente für Gtäl| /Gfäll/Kath. Kirche

1. Südhang

2. Nähe zur Ortsmitte

3. Verkehrstechnisch über östliche Sammelstrasse gut erschlossen

4. lnfrastruktur duch Sanierung der Burgstr. vorhanden

5. Leichte Hanglage

6. Attraktives Baugebiet

 

Nachrangig könnte ich mir auch noch Vor Buchhalden als mögliches Baugebiet vorstellen. lch halte die Bebauung der Kühsteiggasse als nicht geeignet.

(auch wenn ich als Bewohner der Straße als voreingenommen gelte)

 

1. Vogelschutzgebiet

2. Unattraktive Hanglage Richtung Reyerweg Nordhang

3. Eventuell Probleme mit Wasser – Bachlauf

 

Es würde mich freuen, wenn Sie und die Gemeinderäte bei der bevorstehenden Ortsbegehung zum gleichen Schluss kommen.

 

 

29. Mail vom 02.01.2018

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

zum neuen Baugebiet möchte ich Sie bitten, nicht das Gebiet auszuwählen, auf dem sich ein Vogelschutzgebiet befindet. Daß in letzte Zeit ein dramatischer Artenschwund stattgefunden hat, an dem wir Menschen schuld sind, hat sich ja wohl auch bis zu Ihnen rumgesprochen. Wenn eine Tierart verschwunden ist kann man es nicht mehr rückgängig machen. Früher gab es im Gebiet Oberer Boden viele seltene Vögel. Seit dort Häuser stehen sind alle verschwunden.

 

Dass wir auf die Tiere und Pflanzen angewiesen sind - aber nicht umgekehrt - werden Sie auch wissen. Zu einer gesunden Gemeinde gehören nicht nur die Menschen, sondern auch eine gesunde Umwelt.

 

Deshalb nochmal. Nehmen Sie nicht das Vogelschutzgebiet. 

 

 

30. Mail vom 17.12.2017

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

den Aufruf an die Bürger Dettingens, Stellung zur laufenden Suche nach neuem Wohnbauland zu beziehen, nehme ich als Anlass, Ihnen im angehängten Dokument meine Wahrnehmung der allgemeinen Entwicklung des Ortes mitzuteilen.

 

Sehr geehrter Gemeinderat,

ich bin in den 1990er und 2000er-Jahren in Dettingen aufgewachsen. Während der letzten zehn Jahre habe ich, nicht mehr in Dettingen wohnend, die Entwicklung des Ortes nur noch aus der Ferne und bei Heimatbesuchen beobachtet. Die Veränderungen stimmen mich zunehmend nachdenklich und ich möchte Ihnen als Gemeinderat, einem Entscheidungsträger im Ort, gerne meine Gedanken mitteilen.

 

Mein Heimatort Dettingen war für mich immer ein malerisch gelegenes Dorf inmitten von Streuobstwiesen. „Streuobstparadies“, „Kirschengemeinde“ etc., so wird der Ort auch gerne beworben. Auch im neuen Kinofilm „Do goht dr Doig“ wird Dettingen aus der Vogelperspektive als idyllisch anmutendes Dorf gezeigt – allerdings beschränkt sich der Filmausschnitt nur auf den Ortskern.

 

Mit gutem Grund: Dettingen hat längst einiges seines Charmes eingebüßt. Am westlichen Ortsrand wuchert das Gewerbegebiet Vogelsang immer weiter. Zuletzt wurde es durch das immense Logistikzentrum von elringKlinger erweitert, das nun das Bild des Ortseingangs wuchtig dominiert. Wie man diesen Bau als „sich gut in die Landschaft einfügend“ wahrnehmen kann, wie in der Presse zu lesen war, ist mir schleierhaft. Daneben wurden in den letzten Jahren großflächig Baugebiete erschlossen und die Flächensuche für das nächste läuft bereits.

 

Die ökologisch wertvollen Streuobstwiesen gingen dabei unwiederbringlich verloren. An ihrer Stelle entstanden vor allem großzügig angelegte Einfamilienhäuser mit für Tieren lebensfeindlich gestalteten Gärten bestehend aus Rasen, Kiesflächen, Steingabionen und fremdländischen Heckenpflanzen wie z.B. Thuja (Hierzu ein Vorschlag: Die Gartenbepflanzung mit nicht-heimischen, giftigen, vogel- und insektenfeindlichen Pflanzen könnte auch durch die Gemeinde reguliert werden).

 

Die Natur, die das Wohnen und Leben in Dettingen attraktiv macht, ist endlich. „Das Tal ist eng“, das hat der Bürgermeister auch schon erkannt, damit aber leider lediglich begründet, dass im Ortskern kein Platz für Radwege ist (SWP 24.11.2017). Was wollen wir mit diesem begrenztem Raum machen?

 

Weiter Flächen für Industrie und Wohnraum, dessen Bedarf wiederum durch die wachsenden Industriebetriebe erhöht wird, versiegeln und rein ökonomischen Interessen den Vorzug geben? Oder wollen wir uns auf das besinnen, was langfristig wirklich zählt. Der Erhalt einer intakten Umwelt, in der auch zukünftige Generationen gut leben können.

 

Immerhin ist Dettingen auch Teil des Biosphärengebiets Schwäbische Alb, einer Modellregion für nachhaltige Regionalentwicklung im Einklang von Mensch und Natur, und sollte deshalb in seiner Planung die Aspekte der Ökonomie, Ökologie und des Sozialen gleichermaßen berücksichtigen. Meiner Wahrnehmung nach wurden Ökologie und Soziales unlängst eher hintenan gestellt.

 

Die Lebensqualität der Bürger in Dettingen ist direkt u.a. durch die Zunahme des Einpendler- und Lieferverkehrs sowie der Schadstoffemissionen durch die wachsende Industrie am Ort deutlich beeinträchtigt. Da schafft auch das Zertifikat „Gesunde Gemeinde“ keine Abhilfe, bei dem scheinbar nur das vielfältige Sportvereinangebot Dettingens nicht aber weiterreichende Faktoren wie Verkehr, Lärm, Luftqualität, Infrastruktur für Radfahrer etc. berücksichtigt wurden.

 

Die ökologische Funktionalität der Natur rund um Dettingen wiederum verschlechtert sich durch die immer weiter vorangetriebene Versiegelung der Landschaft zunehmend. Es gehen wertvolle Lebensräume von Tieren und Pflanzen verloren, der Wasserhaushalt wird gestört, die Kohlenstoffdioxid-Bindefähigkeit des Bodens geht verloren. Vor dem Hintergrund des aktuellen weltweiten Artensterbens und des Klimawandels sind dies wichtige Punkte, die jede kleine Gemeinde in ihren Entscheidungen mit bedenken muss.

 

Soweit meine Anmerkungen zur allgemeinen Entwicklung des Ortes und abschließend noch zwei konkrete Fragen:

·         Warum wurde der Uferbereich der Erms im Hammerweg so radikal abgeholzt? Die großen Pappeln waren den Stümpfen nach zu urteilen vollkommen gesund und hätten aufgrund ihres Standorts direkt am Wasser bei etwaigem Windwurf auch niemanden gefährdet.

 

·         Wo befinden sich die Ausgleichsmaßnahmen für die Erweiterungen des Gewerbegebiets und die Wohngebiete Oberer Boden und Ackerloch?

 

Nachrichtlich: Die beiden Fragen wurden dem Autor des Bürgerrückmeldung durch die Verwaltung umfassend beantwortet.

 

 

31. Mail vom 04.01.2018

 

Sehr geehrte Damen und Herren der Gemeindeverwaltung,

Ihrer Aufforderung zur Bürgerbeteiligung bezüglich der zukünftigen Wohnbaulandentwicklung möchte ich hiermit gerne nachkommen. Zunächst möchte ich noch einen grundsätzlichen Gedanken vorausschicken.

 

Im Gemeindeblatt vom Oktober 2017 nennt die Gemeinde als Grund für eine weitere geplante Baulandbereitstellung die Nachfrage von Bauwilligen. In deren Folge von der Gemeinde nach geeigneten Flächen gesucht wird. Hierbei vermisse ich die Diskussion darüber, ob die weitere Vergrößerung der Gemeinde von der Bevölkerung überhaupt gewünscht wird.

 

Man muss sich doch fragen, was zeichnet Dettingen aus? Was macht unsere Heimat so lebenswert? Neben den Dettingern selbst, ist das herausragende an Dettingen das gewachsene Ortsbild, eingebettet in eine vielfältige Landschaft.

 

Unsere Vorfahren wurden vom Leben in diesem Naturraum geprägt und gleichzeitig überformten sie ihn und schufen mit den Streuobstwiesen, den blumenbunten Wiesen und Weiden ebenso wie den zahlreichen Bachläufen und den Ackerflächen eine der abwechslungsreichsten Kulturlandschaften Deutschlands.

 

Landschaft und Kultur bedingen sich also gegenseitig und legen Zeugnis ab vom regen und erfolgreichen Wirken unserer Vorfahren. Hier wirkt Vergangenes in die Gegenwart, ist allgegenwärtig und liefert eine entscheidende Grundlage des Dettinger Wesens.

 

Unsere Landschaft, unser Ortsbild, unsere Prägung und unsere, über Generationen hinweg gemeinsam erlebte Geschichte stellen aber nicht nur die Verbindung zu unseren Vorfahren dar. Sie verbinden uns auch untereinander, verwurzeln uns im Raum, geben Sicherheit und Identität. Kurz: sie schaffen und sind unsere Heimat. Sie sind die Grundlage für das Gemeinschaftsgefühl und die Verbundenheit der Dettinger. Und garantieren so ein stabiles gesellschaftliches Miteinander und die hochwertige Dettinger Lebensqualität.

 

Es steht zu befürchten, dass nach der erst kürzlich erfolgten großen Ortserweiterung eine erneute Ausweisung von Baugebieten und damit verbundenem Zuwachs der Bevölkerung dieses sensible Gleichgewicht in Mitleidenschaft gerät. Dettingen muss sich in zweifacher Weise fragen wohin die Reise gehen soll.

 

Zum einen steht die Überlegung, ob sich Dettingen, die oben erwähnte Identifikation und Verbundenheit seiner alteingesessener Einwohner bewahren will, oder ob es sich durch den weiteren Zuzug Ortsfremder, die naturgemäß keine Bindung zu Dettingen und seinen Traditionen haben, zu einer reinen Arbeits- und Schlafstätte entwickeln will.

 

Zum anderen hat Dettingen im Westen und im Südosten inzwischen fast die Gemarkungsgrenzen erreicht. Die massive Ausweisung von Industrie- und Siedlungsflächen der letzten Jahre hat das Landschaftsbild extrem beeinträchtigt und das Ortsbild entstellt. (Industriegebiete Vogelsang und Gairäcker).

 

Hand aufs Herz: wer sich an Dettingen, wie es noch vor wenigen Jahren aussah, erinnert und heute in den Höhen um Dettingen unterwegs ist, der lenkt doch seinen Blick nur noch talabwärts, wenn er sich Gruseln will. Die Auswucherungen der Siedlungs- und Industrieflächen sowie die Vernichtung der Äcker und Streuobstwiesen treiben einem die Tränen in die Augen. Ganz zu schweigen von der damit verbundenen Lebensraumzerstörung und dem Verlust vieler Tier- und Pflanzenarten.

 

Für viele der alteingesessenen Dettinger ist dieser Entwicklung und Zerstörung schlimm und führt zu Entwurzelung und einer tatsächlichen Verminderung der Lebensqualität und damit der Attraktivität der Gemeinde.

 

In einer Zeit in der es inzwischen weltweit in aller Munde ist, dass Flächen nicht unendlich zur Verfügung stehen, sollte Dettingen verantwortungsvoller mit seiner Landschaft umgehen. Dettingen gehört schließlich nicht wegen seiner schönen Industriegebiete zum Naherholungsraum Stuttgarts. Jedoch entsteht der Eindruck, Dettingen legt es darauf an, wie die Gemeinden auf den Fildern oder oder im Kirchheimer Lautertal in einer total zersiedelten Landschaft zu enden. Ohne Not wird mit Grund und Boden einer unserer größten Schätze aufgegeben. Und dieser Verlust ist unwiederbringlich.

 

Artenschwund und Insektensterben sind inzwischen auch in Dettingen angekommen und werden von der Dettinger Bevölkerung durchaus bemerkt und bedauert. Anstatt weiter Flächen zu vernichten, sollte die Gemeinde vielmehr alles daran setzen die vorhandenen Flächen zu erhalten und aufzuwerten. In diesem Zusammenhang ist es absolut unverständlich, warum mit Sulzbach, Krebsgraben und den nach Südwesten exponierten Hängen hinter der katholischen Kirche gerade die biologisch hochwertigsten bzw. potentialreichsten, gemeindenahen Flächen beeinträchtigt werden sollen.

 

Darüber hinaus möchte ich fragen, ob die Dettinger Infrastruktur (z.B. Verkehr, Verwaltung und Versorgung) überhaupt für eine weitere Bevölkerungszunahme gewappnet ist. Gerade auch auf die Schillerschule, die inzwischen nicht nur zur inklusiven Gemeinschaftsschule (bis Klasse 10) ausgebaut wurde, sondern mit dem Wegfall der Uhlandschule auch all deren Schüler aufnehmen muss, kämen dann noch höhere Schülerzahlen zu.

 

Sie als Gemeinderäte sind doch in erster Linie den Bürgern der Gemeinde gegenüber verantwortlich. Ihre Entscheidungen und Planungen sollen dem Wohl der Gemeinde und der Bürger dienen. Die einzigen Nutznießer einer weiteren Vergrößerung der Gemeindefläche sehe ich jedoch nur in den Bauwilligen, den Grundstückseigentümern und vielleicht noch in der Gemeindeverwaltung.

 

Der überwiegende Teil der Dettinger bleibt dabei auf der Strecke. Sie alle müssen die Nachteile tragen die aus der Förderung einiger weniger entstehen. Wir leben nun mal nicht mehr in den 70igern oder 80igern, als kommunale Entwicklungspolitik oft darin bestand, aus scheinbar unbegrenzt vorhandenen Flächen und Naturpotentialen Siedlungsland zu erschließen.

 

Mit jedem neu entstandenen Baugebiet wird die noch übrige Landschaft kostbarer. So ist es jetzt an der Zeit, überkommene kommunale Handlungskonzepte zu hinterfragen und neue Entwicklungsziele und Werte zu definieren. In diesem Sinne wünsche ich den Entscheidungsträgern Mut und Weitblick, um die Beschlüsse zu fassen, die uns weiterhin ein liebens- und lebenswertes Dettingen erhalten.

 

Im Anhang möchte ich mich noch zu einigen der von Ihnen vorgeschlagenen Baugebieten äußern. Des Weiteren habe ich im Anhang versucht durch mit googleEarth erstellten Bildern die Wirkung einer Bebauung in den Gebieten Gfäll Gfäll/Katholische Kirche und Burg darzustellen. 

 

Vor Buchhalden

Die Problematik beim Gebiet „Vor Buchhalden“ sehe ich darin, dass diese Fläche zumindest teilweise von den letzten Dettinger Vollerwerbslandwirten genutzt wird. Da ja mit den Industriegebieten Richtung Neuhausen bereits viele der Dettinger Ackerflächen unwiederbringlich verloren gegangen sind, wird es inzwischen eng für die verbleibenden Vollerwerbslandwirte. Ich denke es wird Zeit, dass die Gemeinde Stellung bezieht, ob sie in Zukunft der Vollerwerbslandwirtschaft in Dettingen eine Chance geben will. Zu beachten ist außerdem die kartierte Magere Flachland-Mähwiese, die gemäß § 19 BNatSchG nicht ohne weiteres zerstört werden darf.

 

Hinter der Ziegelhütte

Im Gebiet „Hinter der Ziegelhütte“ befindet sich ein nach § 33 NatSchG geschützter Biotop, bei dessen Beeinträchtigung eine Ausnahme oder Befreiung erforderlich ist.

 

Sulz II und Kühsteiggasse

Dass diese Gebiete komplett im Vogelschutzgebiet liegen, wurde bereits in anderen Stellungnahmen erwähnt. Ich möchte aber auch darauf hinweisen, dass der Verlauf des Sulzbaches auf weiten Strecken von der Bebauung umschlossen wird und die Baugebietsgrenze zum Teil bis ca. 10m an diesen heranreicht. Der Bach würde dann als eine Art Grünlandstreifen zwischen der Bebauung hindurch verlaufen. Wie in vergleichbaren Situationen zu beobachten, werden Ablagerungen von Gartenabfällen, Wasserentnahmen, Trittschäden und Beunruhigungen dieses sensiblen Lebensraumes, etc. zunehmen.

 

Außerdem wird vermutlich die für die Genese des Lebensraumes wichtige, althergebrachte Nutzung aufgegeben und das den Bach begleitende Grünland verkommt zu einem, von ein paar Ausgleichssträuchern bewachsenem, von der Gemeinde ein oder zwei mal jährlich gemähten Pseudo- oder Alibibiotop, wie es aktuell schon am Krebsgraben zu finden ist. Ich kann mir somit nicht vorstellen, dass der Bach in seinem jetzigen Zustand durch die umgebende Bebauung nicht beeinträchtigt wird.

 

Auch beim Sulzbach mit seinen begleitenden Gehölzstrukturen handelt es sich um einen Lebensraumtyp der FFH-Richtlinie und einen geschützten Biotop. Eine Beeinträchtigung ist daher zu vermeiden.

 

Weiterhin stellt der Sulzbach eines der letzten Refugien heimischer Krebse (Steinkrebs besonders geschützt oder Edelkrebs streng geschützt im Sinne des § 44 BNatSchG) dar. Es gelten die Zugriffsverbote des § 44 BNatSchG.

 

Im Gebiet Kühsteiggasse sind ebenfalls magere Flachland-Mähwiesen kartiert.

 

Gfäll / Katholische Kirche und Burg

Hier möchte ich zunächst fragen, weshalb diese Flächen aufgeteilt wurden. Ich hätte nicht gedacht, dass es sich rechnet, diese Hanglagen gesondert zu erschließen. Über die hier herrschenden geologischen Verhältnisse haben ja bereits andere Stellungnahmen informiert. Es handelt sich um die Wedelsandsteinformation des Braunen Juras, deren mächtige Tonsteine bei Durchfeuchtung zum Quellen und zu Rutschungen neigen. Erwähnen möchte ich noch, dass die beiden Gebiete von einer von Nordosten nach Südwesten verlaufenden Verwerfungslinie durchzogen werden. Die südöstliche Scholle ist dabei gegenüber der nordwestlichen um ca. 10 Meter abgesenkt.

 

Das Gebiet Burg reicht im Osten bis an den Krebsgraben heran. Der Bachlauf bildet die Grenzlinie! Beim Krebsgraben mit seinen begleitenden Gehölzbeständen handelt es sich wie beim Sulzbach um einen geschützten Biotop und um einen Lebensraumtyp gemäß der FFH-Richtlinie. Er darf nicht weiter beeinträchtigt werden. Auch hier leben heimische Krebse. Dazu gesellen sich mit der Ringelnatter und dem Grasfrosch zwei weitere nach dem BNatSchG besonders geschützte Tierarten.

 

Der Krebsgraben und ein ausreichender Randstreifen, der sich bis zum geteerten Feldweg erstrecken sollte, sollten deshalb keinesfalls Bestandteil des Bebauungsplanes sein.

 

Man mag es kaum glauben, aber noch vor wenigen Jahren war der hangaufwärtige Bereich des Gebietes Burg von einer Zauneidechsenpopulation bevölkert. Die Zauneidechse ist eine streng geschützt Art für die die Zugriffsverbote des § 44 BNatSchG voll umfänglich gelten. Da sich die Lebensraumstruktur seither nicht einschneidend verändert hat, muss sich das artenschutzrechtliche Gutachten neben den Brutvögeln  insbesondere mit diesen Reptilien auseinander setzen. Streuobstbäume kommen als Lebensstätte mehrerer besonders geschützter Tierarten in Frage. Neben den Höhlenbrütern sind hier auch Totholz bewohnende Käfer zu nennen.

 

Aus diesem Grund müssen natürlich auch die anderen Flächen, in denen Streuobstwiesen vorkommen, dahingehend untersucht werden.

 

Abschließend sei noch erwähnt, dass es sich bei der Tiefenlinie des Krebsgrabens um eine wichtige Frischluftschneise für Dettingen handelt. Abends und Nachts strömt hier frische, kalte Luft aus dem Goldland nach Dettingen hinein. Natürlich erschwert eine weitere Bebauung diese Luftbewegung.

 

Im Gebiet Gfäll / Katholische Kirche sind, nach meinem Kenntnisstand, ebenfalls Zauneidechsen anzutreffen.

 

In diesem Bereich sehe ich aber auch die Veränderung des Landschafts- bzw. des Ortsbildes durch eine Bebauung dieses prominenten Standortes als gravierend. Dieser Sporn erhebt sich über Dettingen und ist durch seine nach vorn exponierte Lage von vielen Seiten einsehbar. Dadurch erscheint die Bebauung übermächtiger als sie womöglich tatsächlich ist. Das Ortsbild wird stark verändert und das Landschaftsbild unrevidierbar beeinträchtigt.

 

Eine Bebauung in diesem sensiblen Bereich wäre ein klares Bekenntnis der Verantwortlichen weg vom „Streuobstparadies“ Dettingen und hin zu einem„Wachstum um jeden Preis“.

 

Gfäll und Oberer Wolfgarten

Wenn auch in abgeschwächter Form, gilt das oben gesagte auch für das Gebiet Gfäll. Diese Lage ist ebenfalls gut einsehbar. Jedoch nicht so herausragend wie die Spornlage des Gebietes Gfäll / Katholische Kirche.

 

Da in beiden Gebieten Streuobstwiesen vorkommen, müssen auch hier artenschutzrechtliche Gutachten erstellt werden. Ansonsten sind mir diese Gebiete nicht so gut bekannt, so dass ich nicht mehr dazu schreiben kann. Vermutlich ist mir, ob der Länge meiner Ausführungen, auch niemand darüber böse.

 

Anhang: Die Würfelhöhe misst an der hangaufwärtigen Seite 6 m

Legende:            braune Würfel:                Bestehende Gebäude

                               weiße Würfel:  fiktive Gebäude in den möglichen Neubaugebieten